#RegioGespräch: Die neue Zentrumsleiterin über Weltfrieden, Atemtechniken und warum Sri Sri Ravi Shankar die Ortenau liebt
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Vom gestressten Multitasking zwischen Teilzeitjob, Vollzeitstudium und Familie zur Zentrumsleiterin eines der größten europäischen Meditationszentren – Britta Steigers Lebensweg klingt wie eine moderne Heilsgeschichte. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Art of Living Centers Bad Antogast sprachen wir mit der charismatischen Führungspersönlichkeit über Atemtechniken, die das Leben verändern, und darüber, warum gerade jetzt so viele Menschen die Stille suchen.
8. September 2025, Bad Antogast, apg: Es ist die heiße Phase der Vorbereitungen für das große Jubiläumsfest, doch Britta Steiger nimmt sich Zeit. Die Stimme der 52-jährigen Zentrumsleiterin klingt ruhig und fokussiert – eine Gelassenheit, die man in dieser arbeitsintensiven Zeit nicht unbedingt erwarten würde. Doch genau diese innere Ruhe ist es, die Bad Antogast seit 30 Jahren auszeichnet und die Britta Steiger seit über zwei Jahrzehnten verkörpert.
„Damals stand ich vor meinem Psychologie-Diplom, arbeitete Teilzeit und hatte Familie“, erinnert sich Steiger an die Zeit vor 22 Jahren. „Ich hatte stets viel zu tun und immer wenig Zeit”, beschreibt sie ihre damalige Überforderung. Die Wende kam durch eine Kollegin aus ihrer Tai-Chi-Gruppe: Ein Atemkurs sollte ihr Leben grundlegend verändern.
Was zunächst als Suche nach Entspannung begann, wurde zur Berufung. Nach dem ersten Kurs der Atemtechnik Sudarshan Kriya erlebte Britta Steiger etwas Phänomenales: „Auf einmal hatte ich so viel Klarheit und – was mich am meisten verblüffte – mehr Zeit. Ich hatte mehr Zeit für mein Studium, für meine Arbeit, für meinen Sohn und meine Familie." Diese Erfahrung war so nachhaltig, dass sie nach ihrem Psychologiestudium die Tagesklinik gegen die Präventionsarbeit eintauschte.
Der Weg von der Großstadt ins beschauliche Maisachtal (Oppenau) war kein Zufall. Nach mehreren Jahren des Aufbaus eines Art of Living Centers in Berlin zog es Britta Steiger 2016 nach Bad Antogast. „Viele fragten mich: Vom internationalen Flair aufs Land?“ , lacht sie heute. Doch die Entscheidung hat sie nie bereut: „Ich fühle mich überall zu Hause, aber wenn ich abends von einem Kurs von Oberkirch nach Bad Antogast fahre und diese wunderschöne Landschaft sehe, dann denke ich: Wow, das ist wirklich wie Heimat."
Diese Verbundenheit zur Region teilt auch der Gründer der Art of Living Foundation, Sri Sri Ravi Shankar. Bei seinem letzten Besuch im Juli schwärmte der spirituelle Lehrer von der Ortenau: „Er wollte wissen, was ‚Honiglädele' heißt", erzählt Steiger schmunzelnd. „Er war begeistert von der Liebe, die die Menschen hier in ihre Heimat stecken – die schönen Häuser, gepflegten Gärten und Felder."
Besonders beeindruckend ist die steigende Nachfrage nach den Stille-Retreats, die das Zentrum anbietet. „Nach Corona war der Bedarf sogar noch größer", berichtet Steiger. Menschen aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich kommen in den Schwarzwald, um fünf bis sechs Tage in Schweigen zu verbringen.
Die Ergebnisse sind oft lebensverändernd: Menschen finden Antworten auf wichtige Lebensfragen, überwinden Burnout oder Depression, manche erleben sogar Linderung bei chronischen Schmerzen. „Eine Teilnehmerin mit Multipler Sklerose hatte seit dem Kurs vor zweieinhalb Jahren keine Schmerzen mehr und arbeitet wieder", erzählt Steiger von einem besonders bewegenden Fall.
„Der Atem ist die Brücke, die das Leben mit dem Bewusstsein verbindet."
Thich Nhat Hanh
Dieses Zitat des vietnamesischen Zen-Meisters beschreibt treffend, was Britta Steiger vor 22 Jahren selbst erfahren hat: Durch bewusste Atemtechniken wie Sudarshan Kriya entsteht eine Verbindung zu sich selbst, die Klarheit schafft und heilt. Was als einfache Atemübung beginnt, wird zur Lebensphilosophie – und für viele Besucher Bad Antogasts zum Wendepunkt ihres Lebens.
Am 13. September öffnet das Zentrum seine Türen für alle Interessierten. Von 10 bis 19 Uhr erwartet die Besucher ein vielfältiges Programm: Yoga-Schnupperkurse, Atemworkshops, ayurvedische Beratung, Kinderprogramm und Live-Musik. „Wir möchten zeigen, dass Spiritualität nichts Abgehobenes ist, sondern praktische Lebenshilfe", betont Steiger.
Die Vision von Sri Sri Ravi Shankar, eine gewaltfreie und stressfreie Gesellschaft zu schaffen, wird in Bad Antogast täglich gelebt. „Wir nennen uns Weltfamilie", erklärt Steiger. „In Zeiten, wo immer mehr Menschen auf der Flucht sind oder eine neue Heimat suchen müssen, ist die Frage: “Bekämpfen wir uns oder leben wir als eine Familie in Frieden zusammen?"
Mit dieser friedvollen Botschaft und dem festen Glauben daran, dass innerer Frieden zu äußerem Frieden führt, blickt Britta Steiger optimistisch in die Zukunft. „Die ersten 30 Jahre waren wie die Reife eines guten Olivenbaums", meint sie lächelnd. „Jetzt haben wir noch weitere 30 Jahre, um Weltfrieden zu schaffen."
Britta Steigers Botschaft an die Menschen in der Region ist klar: „Haben Sie den Mut, auch wenn unser Zentrum etwas abgelegen liegt, mal vorbeizuschauen. Viele wissen gar nicht, welche Perle wir hier vor der Haustür haben."
Der Tag der offenen Tür am 13. September bietet die perfekte Gelegenheit, Bad Antogast kennenzulernen. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung unter www.events-artofliving.de/30jahrebadantogast wird erbeten.
Was denken Sie? Haben Sie schon einmal eine Auszeit in der Stille genommen? Welche Erfahrungen haben Sie mit Meditation oder Yoga gemacht? Teilen Sie Ihre Gedanken in den Kommentaren!