Friday, der 29 März 2024
 
 

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Es war einmal... Der Wassermann

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Katrin Bamberg - Spinnradmärchen

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Es war einmal... Der Wassermann

 

In einer Mühle weit hinter den Bergen lebte ein Müller mit seiner einzigen Tochter. Und diese liebte einen stattlichen und tüchtigen Müllerburschen. Der Müller aber wollte von dieser Liebe nichts wissen, denn er wollte, dass seine Tochter einen reichen und vornehmen Mann heirate, nicht so einen armen Schlucker wie diesen Müllerburschen!

Ja, der Stadtschreiber, der wäre gut für seine Tochter. Der trug einen edlen Mantel aus Samt mit einem wundervollen Pelzkragen und der Schreiber war obendrein sehr einflussreich.

Aber der dürrbeinige Stadtschreiber war hochnäsig und eitel, von dem eingebildeten Kerl wollte die Müllertochter nicht das Geringste wissen. Sie liebte nun mal den Müllerburschen, auch wenn es ihrem Vater nicht gefiel.

Die beiden jungen Leute waren oft traurig und konnten sich an nichts mehr so recht freuen. Ein Glück nur, dass der Müllerbursche ein geborener Musiker war. Wenn ihm sein Herz so weh tat, dass er es nicht mehr aushielt und er sein Leid klagen musste, nahm er seine Geige und spielte sanfte Lieder. Die schöne Müllertochter öffnete ihr Kammerfenster und hörte bis in die Nacht hinein zu, was der Jüngling ihr zu sagen hatte.

Und meist lauschte noch einer mit – der König der Wassermänner. Die Wassermänner wohnten im Mühlgraben und im Mühlenweiher und sie liebten die Musik. Sobald die ersten Geigentöne erklangen, kletterten sie aus dem Wasser, saßen auf den Seerosenblättern des Teiches und der König machte es sich auf seinem Lieblingsplatz in einer hohlen Weide bequem.

Wie alle Wassermänner hatte auch er grüne Haut und einen breiten Mund. Weil er aber der König aller Wassermänner war, trug er einen roten Umhang und eine kleine Krone auf seinem Kopf. Er war herzensguter Kerl.

Eines Abends strich der Stadtschreiber wieder einmal um die Mühle und hoffte, dieser unnahbaren Müllertochter zu begegnen. Aber statt seiner Angebeteten sah er nur den Müllerburschen, der mit seiner Geige unter dem Fenster saß und eine wehmütige Melodie spielte. Außer sich vor Wut schlich der Schreiber leise an den Burschen heran, packte ihn um die Taille und stieß ihn hinterrücks in den Mühlgraben. Das alles kam so unerwartet, dass sich der Jüngling nicht wehren konnte. Das Wasser im Mühlgraben spritze, im Nu schloss es sich über dem Unglücklichen.

Zum Glück hatte der König der Wassermänner, der gerade in einer Weide saß, alles mit angesehen und rief alle Wassermänner zur Hilfe. Sie sprangen rasch hinterher und zogen den Müllerburschen mitsamt seiner Geige heraus.

„Ach, warum hast du mich gerettet? Hättest du mich doch lieber ertränkt. Wozu soll ich denn leben, wenn ich die Müllertochter nicht zur Frau bekomme?“

Der König aber sagte: „Lass den Kopf nicht hängen. Komm eine Weile zu mir hinab auf den Grund. Dort soll es dir an nichts fehlen. Du kannst mir helfen bei meiner Arbeit und Geige spielen kannst du auch. Ich liebe deine Musik.“

Der König schuf einen Schutzzauber und so kam der Müllerbursche ohne Schaden in die Tiefe hinab. Doch wie erstaunt war er, als er vor einem Palast auf dem Grund des Mühlenteiches stand. Glänzende Muscheln leuchteten, die Wände waren aus schillernden Fischschuppen. Zwei Krebse standen Wache am Tor. Durch Räume glitten dienstbare Fische, die deckten eine lange Tafel mit den wunderbarsten Speisen. Sie liefen gemeinsam in den Thronsaal, dort saß die Königin und neben dem Thron stand eine goldene Wiege. Darin lag das jüngste Kind des Königspaares und spielte verträumt mit einer Muschel. „Wir feiern heute ein großes Willkommensfest für unser Kind. Alle Wassermänner werden heute Nacht ein Konzert geben und du kannst auf der Geige dazu spielen. So feierten sie fröhlich bis zum Morgen. 

 Da bat der König den Müllerburschen, den versumpften Mühlengraben zu reinigen. Das dauerte viele Tage. Dann musste in der Bucht des Teiches das Schilf geschnitten werden, der Müllerbursche half tüchtig mit. Dann wieder pflanzten sie Wasserrosen zur Freude und als Schmuck für die Wassernymphen. Und nach der Arbeit musizierten sie zusammen. Der junge Mann spielte auf der Geige und die Wassermänner sangen im Chor.

Mit der Zeit bekam der Jüngling Heimweh. Er wurde immer trauriger, so dass der Wassermann eines Tages zu ihm sprach: „Es ist Zeit, dass du wieder zurück zu den Menschen gehst. Doch möchte ich dich noch für deine Gesellschaft und deine Hilfe belohnen.“ Und er gab dem Jüngling einen goldenen Ring.

„Wisse, dies ist kein gewöhnlicher Ring“, erklärte der Wassermann. „Wenn du ihn an deinen linken Zeigefinger steckst und ihn dreimal drehst, wird er dir Wünsche erfüllen. Aber merke dir, nur drei Wünsche stehen dir offen. Danach verliert der Ring seine Zauberkraft.“

Der Jüngling bedankte sich bei dem Wassermann und kehrte zurück in die Menschenwelt.

„Es wird Zeit, dass du kommst“, empfing ihn der Müller. „Wo hast du den ganzen Tag gesteckt? Ich suche dich schon seit Stunden. Die Bauern haben uns so viel Getreide angefahren, dass Arbeit für eine ganze Woche da ist.“

Der Jüngling wunderte sich, dass die Zeit so seltsam anders hier oben vergangen war, als bei dem Wassermann. Dort war er doch viele Tage und Nächte gewesen und hier, bei den Menschen war kaum ein einziger Tag vergangen. 

Dann aber hatte er Lust, die Zauberkraft des Ringes gleich einmal auszuprobieren und wünschte sich, dass alles Getreide bis zum Morgen gemahlen wäre. Und das geschah auch. Das Mühlrad stand die ganze Nacht nicht still, und am Morgen wollte der Müller seinen Augen nicht trauen: das ganze Mühlhaus stand voller Säcke mit weißem Mehl. Da dachte der Müller das erste Mal: 'Das ist doch ein tüchtiger Bursche!'

Nun tat der Jüngling gleich den zweiten Wunsch: Der Stadtschreiber sollte seine geliebte Müllertochter in Ruhe lassen! Und auch dieser Wunsch erfüllte sich: Als der aufgeputzte Kerl später am Tag kam, um sich wieder aufzuplustern, rutschte er auf den Getreidekörnern aus und fiel kopfüber in den Mehlkasten. Weiß wie ein Schneemann kam er wieder zum Vorschein und suchte blamiert das Weite. Doch draußen trat er auf eine Kröte, rutschte aus und fiel in eine Pfütze. Da eilte ein Krebs herbei und biss ihn in den großen Zeh. Der Schreiber kreischte vor Schreck und Schmerz. Mühsam kletterte er aus dem Wasser und rannte wie von bösen Geistern gejagt davon. In der Mühle ließ er sich nie wieder sehen.

Der Müllerbursche aber drehte zum dritten Mal seinen Zauberring. Und auch dieser Wunsch ging in Erfüllung: Die Hochzeit mit der Müllertochter wurde ein großes Fest und alle feierten mit.

Die Freundschaft mit den Wassermännern dauerte fort. So manchen Abend kamen sie noch zusammen und musizierten. Und alle waren dabei glücklich.

Mit diesem erfrischenden kroatischen Märchen wünsche ich dir einen guten Start in die Sommerzeit. Herzliche Grüße 

Katrin Bamberg

 

Öffentliche Erzähltermine:

Sonntag 18.06.2023 15 Uhr Theater der 2 Ufer Kehl Märchen im Zauberwäldchen

Freitag 23.06.2023 19 Uhr Kirche Sand Wunschpunsch

Sonntag 02.07.2023 12.30 Uhr Wagshurst Maiwaldhalle TRET CAR CUP (Grundschule)

Sonntag 15.07.2023 12-14 Uhr Hüfingen Stadtfest

Freitag 21.07.2023 19 Uhr Kirche Sand Wunschpunsch

Freitag 28.07.2023 16 Uhr Mediathek Kehl Leseoase

Sonntag 30.07.2023 15 Uhr Theater der 2 Ufer Kehl Märchen im Zauberwäldchen