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Vom Lebensretter zum Sinnstifter: Tobias Schnurr bewegt die Ortenau

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Vom Lebensretter zum Sinnstifter: Tobias Schnurr bewegt die Ortenau

 

#RegioGespräch mit dem Acherner Extremsportler, Podcaster und DKMS-Botschafter über Grenzerfahrungen, Gottvertrauen und die Kunst des Zuhörens

Mutmaßlich geschätzte Lesezeit: 6 Minuten – es lohnt innezuhalten. ;-)

#RegioGespräch, Juli 2025. apg. Achern. Es ist früh am Morgen, wenn Tobias Schnurr seinen Tag beginnt. Mit dem Sonnenaufgang steht er auf, meditiert und blickt Richtung Hornisgrinde. "Nichts macht mich demütiger", sagt der 40-Jährige, und man spürt: Hier spricht jemand, der das Leben in all seinen Facetten durchdrungen hat. Unser heutiges RegioGespräch führt uns zu einem Mann, der 2019 einem Menschen in den USA das Leben rettete, 45 Marathons in 45 Tagen lief und heute mit seinem Podcast "unternehmen.geben.leben." Menschen eine Bühne gibt, die etwas zu sagen haben. Ein Gespräch über Gottvertrauen, Grenzerfahrungen und die Frage, was wir voneinander lernen können.

Der Tag, der alles veränderte

Der Tag, der alles veränderte2004 registrierte sich Tobias Schnurr bei der DKMS als potenzieller Stammzellenspender. "Ich war jung und dachte mir: Wenn ich damit jemandem helfen kann, warum nicht?" 15 Jahre später kam der Anruf, der sein Leben verändern sollte. Ein Mann namens Scott Cantrells aus den USA benötigte dringend eine Stammzellenspende – und Tobias war der perfekte Match. Die Wahrscheinlichkeit: eins zu dreißig Millionen.

"Als ich Scott dann persönlich traf, meinen genetischen Zwilling, da hat es mich umgehauen", erinnert sich Schnurr. "Da steht ein Mensch vor dir, der nur lebt, weil du dich mal hast registrieren lassen. Das macht was mit einem." Diese Begegnung wurde zum Katalysator für alles, was folgen sollte.

1900 Kilometer für das Leben

2022 startete Tobias Schnurr sein bisher spektakulärstes Projekt: 45 Marathons in 45 Tagen, vom Bodensee bis nach Flensburg. 1900 Kilometer zu Fuß, um Spenden für die DKMS zu sammeln. Sein Ziel: 190.000 € – 100 € pro Kilometer. "Wenn ein BVB-Spieler für ein Tor 50.000 € bekommt, dann darf gesellschaftliches Engagement doch auch 100 € pro Kilometer wert sein", sagt er mit einem Augenzwinkern. Link

"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Reinhold Niebuhr (amerikanischer Theologe, 1892–1971)

Die Realität war ernüchternd. Das Spendenziel wurde bei Weitem nicht erreicht. "Das war mein größtes Learning", reflektiert Schnurr heute. "Ich habe die Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit und Sendungsbewusstsein komplett unterschätzt. Aber aus diesem Schmerz, aus dieser Niederlage ist die Faszination gewachsen: Wie geht es besser? Wie bekomme ich das Glas ganz voll?"

"Was, glaubst Du, können wir von Dir lernen?"

Diese Frage steht im Zentrum von Tobias Schnurrs neuem Projekt, dem Podcast "unternehmen.geben.leben." Seit Mai 2025 lädt er Menschen ein, die etwas zu sagen haben – vom Ex-Oberbürgermeister Reinhart Köstlin über die Unternehmerin Julia Wildt, Sandra Wolf vom ASB Wünschewagen, Windpark-Betreiber Matthias Griebl oder Gerold Weber, Solartechnik und Christina Klötzel, Traurednerin.

"Ich will nicht über Menschen sprechen, sondern mit ihnen", erklärt Schnurr seine Philosophie. "Und manchmal stelle ich auch kritische Fragen. Aber es geht immer darum, was wir voneinander lernen können." Das Feedback gibt ihm recht: "Wenn mir jemand schreibt: 'Hey Tobias, die Aussage von dem und dem hat mich so gekickt, danke dafür' – das ist für mich Erfüllung pur."

www.youtube.com

creators.spotify.com

Zwischen Kita und Extremsport

Im Hauptberuf arbeitet Tobias Schnurr als Heilerziehungspfleger mit Menschen mit Behinderung. "Die Arbeit erdet mich", sagt er. Wie schafft man den Spagat zwischen Vollzeitjob, Familie und solchen Extremprojekten? "Meine Familie gibt mir Freiraum, dafür bin ich dankbar", betont er. "Ohne deren Unterstützung wäre das alles nicht möglich."

Der Glaube spielt dabei eine zentrale Rolle. Einst aus der Kirche ausgetreten, fand Schnurr durch die Begegnung mit Scott zu einem neuen Gottvertrauen. "Scott war der festen Überzeugung, dass ich für ihn geboren wurde, um sein Leben zu retten", erinnert sich Schnurr bewegt. In den USA erlebte er Gottesdienste mit Live-Musik, die ihn tief berührten: "Wenn der Pastor sagt 'Gott hat einen Plan für Dich, Gott hat eine Vision für Dich und Gott ist Dein Helfer, wenn Du willst' – dann bekomme ich Gänsehaut."

Die Erfahrung veränderte ihn so nachhaltig, dass er sich im Juni 2024 in den USA taufen ließ. Von Scott erhielt er Ende November 2021 zu Thanksgiving (Erntedankfest) eine deutsch-englische Bibel, in der er während seines Kampfes gegen den Krebs die wichtigsten Stellen markiert hatte. "Nach der Stammzellenspende habe ich monatelang gebetet", gesteht Schnurr. Heute unterscheidet er klar: "Es gibt einen Unterschied zwischen 'Gott kennen' und eine Beziehung zu ihm haben."

Die Ortenau als Heimat und Kraftquelle

Geboren in Oberkirch, verwurzelt in Achern – die Ortenau ist für Tobias Schnurr mehr als nur ein Wohnort. "Die Ortenau ist mein Zuhause und meine Heimat. Es gibt einen Unterschied zwischen beidem", philosophiert er. Als Präsident von Round Table 85 Ortenau engagiert er sich auch lokal für soziale Projekte. Seit 2014 bin ich Trainer vom Kinderturnen vom TuS Sasbachried, die Kinder sagen dazu „Tobi-Turnen“.

"Wir müssen mal wahrnehmen, wie gut es uns hier geht – wirtschaftlich und sozial", mahnt Schnurr." Genau genommen sind wir top of the top in der Welt. Aber mit diesem Privileg kommt auch Verantwortung." Sein Wunsch für die Region: "Dass die Menschen trotz allem Wohlstand Verantwortung zeigen – füreinander und für die Gemeinschaft."

Das Seesternprinzip leben

Tobias Schnurr folgt dem Seesternprinzip – der Geschichte vom Mann, der Seesterne zurück ins Meer wirft. Auch wenn er nicht alle retten kann, macht es für jeden Einzelnen einen Unterschied. Sein ambitioniertes Ziel: Bis Ende 2025 möchte er 1000 Follower für seinen Podcast gewinnen. "Ich weiß, das ist unrealistisch für einen Hobbypodcaster. Aber ich vertraue auf etwas, was man nicht wahrnehmen kann – man hat es nur im Herzen."

Die technischen Herausforderungen nimmt er mit Humor: Seine Webseite ist derzeit offline – "Der Perfektionismus verdirbt es immer. Die Texte sind fertig, aber dann gefällt mir das Design nicht." Ein Problem, das viele Kreative kennen dürften.

Werden Sie zum Lebensretter!

Werden Sie zum Lebensretter!Die Botschaft von Tobias Schnurr ist eindeutig: Jeder kann zum Lebensretter werden. "Jeder ist potenzieller Stammzellenspender und damit potenziell ein Lebensretter", betont er. Die Registrierung bei der DKMS ist einfach und kostenlos.

So werden Sie zum Lebensretter:

  • Registrieren Sie sich online unter www.dkms.de
  • Sie erhalten ein Registrierungsset nach Hause
  • Mit einem einfachen Wangenabstrich sind Sie registriert
  • Bei Übereinstimmung werden Sie kontaktiert

"Die Wahrscheinlichkeit mag gering sein", sagt Schnurr, "aber je mehr Menschen sich registrieren, desto größer wird die Chance für jeden Erkrankten, einen passenden Spender zu finden."

"Was du nicht kontrollieren kannst, sollte dich nicht beunruhigen."
Marc Aurel (römischer Kaiser und Philosoph, 121-180 n.Chr.)

Die Zukunft im Blick

Nach 45 Marathons – was kommt als Nächstes? Tobias Schnurr lächelt: "Der Tag kommt, wo ich die 190.000 Euro zusammenbekomme. Und bis dahin? Weitermachen. Menschen eine Bühne geben. Zuhören. Lernen. Leben retten."

Sein wichtigster Rat an unsere Leserinnen und Leser: "Traut euch! Egal, ob es die Registrierung bei der DKMS ist, ein soziales Projekt oder einfach nur ein Gespräch mit jemandem, den ihr nicht kennt. Wir können so viel voneinander lernen, wenn wir nur zuhören."

Folgen Sie Tobias Schnurr:

 

Community-Frage: Was glauben Sie, können wir von Ihnen lernen? Teilen Sie Ihre Geschichte in den Kommentaren oder schreiben Sie Tobias Schnurr direkt. Und vergessen Sie nicht: Registrieren Sie sich bei der DKMS – Sie könnten der eine unter dreißig Millionen sein, der ein Leben rettet.

Das #RegioGespräch mit Tobias Schnurr führte Redakteur Andreas Geng (apg) am 19. Juni 2025 in Achern. Werden Sie Follower von "unternehmen.geben.leben." und begleiten Sie Tobias Schnurr auf seiner Mission, Menschen eine Bühne zu geben und Leben zu retten.