Friday, der 11 Juli 2025
 
 

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Im Dunkel wohl geborgen – Der Weg der christlichen Mystik

Wenn die Seele durch die Nacht zur wahren Geborgenheit findet

Daniela Geng-Truisi

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Im Dunkel wohl geborgen – Der Weg der christlichen Mystik

 

Im Dunkel wohl geborgen – Der Weg der christlichen Mystik


Wenn die Seele durch die Nacht zur wahren Geborgenheit findet

Gastartikel von meinem Ehemann Andreas Peter Geng (inspiriert durch Prof. DDr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz):

"Im Dunkel wohl geborgen" – dieser wunderschöne Satz aus der christlichen Mystik (Edith Stein) birgt ein tiefes Geheimnis. Er verspricht uns Trost in Zeiten, in denen wir Gott nicht mehr spüren können, und zeigt uns einen Weg der Seelenentwicklung, der durch die Dunkelheit zum Licht führt. Doch was bedeutet das konkret für unser spirituelles Leben?

 


 

Zwei Wege der Mystik – Verschwinden oder Begegnung

Um die Einzigartigkeit der christlichen Mystik zu verstehen, schauen wir zunächst auf andere mystische Traditionen. In vielen Religionen wird das Göttliche als unpersönlicher Urgrund verstanden – ein Urmeer, ein Urfeuer, etwas Gesichtsloses (Esoterisch “Energie oder Schöpfung”). Der mystische Weg führt hier zurück in diese Einheit, was letztlich ein Verschwinden bedeutet.

Zwei poetische Bilder verdeutlichen dies: Der Schmetterling, der in die Flamme fliegt und zu Asche wird. Der Wassertropfen, der ins Meer zurückfällt und seine Identität verliert. In beiden Fällen löst sich das Individuum auf – es verschwindet in einem bewusstlosen, unpersönlichen Dasein.

Die christliche Mystik geht einen völlig anderen Weg. Hier steht am Anfang kein gesichtsloses Meer, sondern ein liebender Gott, der will, dass wir sind. Wie Augustinus sagt: "Wir sind nur da, weil jemand wollte, dass ich sei." Dieser Gott hat Interesse an uns – im wahrsten Sinne des Wortes ist er "zwischen mir und sich selbst", sucht Beziehung, Austausch, Begegnung.

 


 

Die drei Nächte der Seele nach Johannes vom Kreuz

Der große spanische Mystiker Johannes vom Kreuz (16. Jahrhundert) beschreibt den Weg zu Gott als einen notwendigen Abstieg durch drei Nächte (Symbolik!):

1. Die Nacht der Sinne
Die Freude an der sichtbaren Schönheit – Blumen, Sterne, Liturgie – schwindet. Alles bleibt da, aber es erfüllt uns nicht mehr. Was uns früher begeisterte, lässt uns nun kalt.

2. Die Nacht des Geistes
Unser geistiges Wissen wird "trocken". Wir beten noch das Glaubensbekenntnis, verstehen die Worte, aber sie berühren uns nicht mehr. Der innere Widerhall fehlt.

3. Die Nacht des Glaubens
Die schwierigste Prüfung: Gott selbst scheint die Seele "nackt" zurückzulassen. Wir glauben, nicht mehr glauben zu können. Doch das Zeichen, dass es eine Prüfung ist: Die tiefe Traurigkeit darüber. Wäre es uns gleichgültig, wären wir wirklich verloren.

 


 

Das warme Dunkel – Geborgenheit ohne Verschwinden

Und hier geschieht das Wunder: Mitten in dieser dunkelsten Nacht kommt die Wende. Eine neue Helligkeit, ein tiefes Wissen, dass es richtig ist. Das Dunkel kann bleiben, aber es verwandelt sich. Es wird zu einem „warmen Dunkel“, einem "erfüllten Dunkel".

Der entscheidende Unterschied: Wir verschwinden nicht in einem gleichgültigen Nichts. Wir sind geborgen bei jemandem, der uns kennt und liebt. Wir brauchen weder zu verschwinden noch in dauernder Selbstkritik zu verharren. Wir dürfen einfach da sein, warten, vertrauen.

 


 

Praktische Wege für Deine Seelenentwicklung

1. Akzeptiere die Phasen der Trockenheit
Wenn Gebete leer werden und die Freude schwindet, ist das kein Zeichen des Versagens. Es kann der Beginn einer tieferen Gotteserfahrung sein. Halte aus, ohne zu forcieren.

2. Unterscheide zwischen Dunkelheit und Finsternis
Finsternis ist das Böse, das uns von Gott trennt. Dunkelheit hingegen kann ein Ort der Begegnung sein. Frage Dich: Bin ich traurig über die Gottferne? Dann bist Du noch verbunden.

3. Pflege die Sehnsucht
Die Traurigkeit über die scheinbare Gottferne ist paradoxerweise ein Zeichen Seiner Nähe. Nur wer liebt, kann vermissen. Lass diese Sehnsucht zu – sie ist heilig.

4. Vertraue auf die Wellenbewegung
Trost und Trockenheit kommen oft in Wellen. Was einmal geschenkt wurde, geht nie ganz verloren. Auch wenn es sich zeitweise zurückzieht – es kehrt wieder.

5. Suche nicht das Verschwinden, sondern die Verwandlung
Du musst Dich nicht auslöschen. Gott will Dich nicht als Nichts, sondern als Du selbst – gereinigt, verwandelt, aber immer noch Du.

6. Warte in der Geborgenheit
"Er wird sich zeigen, wenn es Zeit ist, aber er ist da." Übe Dich in dieser vertrauensvollen Geduld. Nicht zappeln, nicht ungeduldig werden – einfach da sein.

 


 

Ein neues Verständnis von Dunkelheit

Die christliche Mystik schenkt uns eine revolutionäre Sicht: Dunkelheit muss nicht Verlassenheit bedeuten. Es gibt ein Dunkel, in dem wir wohl geborgen sind – wie ein Kind im Mutterleib, wie in einer schützenden Höhle, wie in liebenden Armen.

Diese Erfahrung steht jedem offen, der bereit ist, den Weg zu gehen. Nicht den Weg des Verschwindens, sondern den Weg der Begegnung. Nicht die Auflösung des Ich, sondern seine Verwandlung in der Liebe.

"Und wenn ich auch wanderte im finsteren Tal, so fürchte ich kein Unheil, denn du bist bei mir." (Psalm 23,4) – Im Dunkel wohl geborgen, weil Er da ist.

 


 

Handlungsempfehlung für heute

Nimm Dir heute Abend Zeit für eine stille Viertelstunde. Zünde eine Kerze an und sitze einfach da. Ohne Worte, ohne Bitten. Spüre in die Dunkelheit hinein – ist da vielleicht eine verborgene Wärme? Eine leise Geborgenheit? Vertraue darauf: Du musst nicht verschwinden. Du darfst sein – geliebt, gehalten, geborgen im Dunkel.

In tiefer Verbundenheit,

Eure Daniela und Andreas (apg Verfasser)