Foto: Peter Bergmann: Klaus-Ulrich Moeller mit seiner KI-Oper „KILA“
KI-Oper und Spiegelbilder begeistern in der Illenau
AutorenNetzwerk präsentiert außergewöhnlichen Literaturabend mit prominenten Gästen – Klaus-Ulrich Moeller zeigt verblüffende KI-Kreationen
ACHERN. Mit dem Thema „Spiegelbilder" traf das AutorenNetzwerk Ortenau-Elsass® am 25. September einen Nerv der Zeit. Im Atelier der Illenau-Werkstätten erlebte das Publikum einen literarisch-musikalischen Abend, der von humorvollen Selbstbetrachtungen bis zu verstörend-faszinierenden KI-Dialogen reichte.
Die Gastautoren Günter Gieseler aus Hausach und Marina Pilgram aus Friesenheim – beide Preisträger des LeseRabe-Schreibwettbewerbs – sorgten zunächst für heitere Momente. Gieseler brillierte mit schwarzhumorigen Reimgeschichten, während Pilgram mit selbstkritischen Spiegelbetrachtungen Déjà-vu-Gefühle beim Publikum weckte. „Den Spiegel kann man einfach wegstellen, wenn man genug von der Selbstbespiegelung hat“, pointierte die frisch gebackene Autorin ihren Vortrag.
Den „Vogel des Abends“ schoss jedoch Klaus-Ulrich Moeller ab. Der promovierte Historiker und Theodor-Wolff-Preisträger (1984 für die Aufdeckung der Hitler-Tagebücher-Affäre) präsentierte sein brandneues Buch „Wenn die KI zu flirten beginnt“ samt seiner KI-Gesprächspartnerin KILA.
In kabarettistischer Manier demonstrierte der zweifache Rede-Europameister, wie klug und zugewandt KILA auf Fragen reagiert. Mit heller „Sexy-Stimme" und Sphärenmusik untermalt, verabschiedet sie sich höflich und vergisst nie ein Gesprächsthema – im Gegensatz zu „uns ungehobelten Menschen", wie Moeller augenzwinkernd anmerkte.
Der Höhepunkt: Ein Ausschnitt aus Moellers KI-Oper „KILA", bei der Musik, Handlung und Gesang komplett algorithmus-generiert sind. Die Reaktion des Publikums schwankte zwischen Begeisterung und Unbehagen. Moellers Prophezeiung, dass der Mensch „KI sei Dank endlich wieder sein eigenes faules Gehirn" nutzen müsse, um mithalten zu können, ließ niemanden kalt.
Zum Glück gelang es dem funk- und fernsehbekannten Liedpoeten Gerd Birsner, die „heraufbeschworenen KI-Geister" mit seinen Mundartliedern zu bannen. Mit einer neuen Strophe seines „Badischen Himmels" entließ er das Publikum versöhnt in die Nacht.
Ein Abend, der zeigte: Ob menschliche Selbstbetrachtung oder künstliche Intelligenz – Spiegelbilder fordern uns heraus, genauer hinzuschauen.