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Libellen, Hummeln & Co.: Wie Geraldine rund um ihr Tiny-Haus eine Oase der Artenvielfalt schafft

Ein kleines Insektenparadies mitten in der Ortenau

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Libellen, Hummeln & Co.: Wie Geraldine rund um ihr Tiny-Haus eine Oase der Artenvielfalt schafft

 

Mitten in einem blühenden Naturgarten voller Wildblumen, Kräuter und seltener Insekten hat sich Geraldine Zimpfer ihren Traum vom eigenen Tiny-Haus erfüllt. Auf einem Pachtgrundstück im Herzen der Ortenau lebt sie seit über einem Jahr naturnah und nachhaltig – umgeben von Libellen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlingen. Mit viel Liebe gestaltet sie ihr Insektenparadies weiter, verzichtet auf Pestizide und fördert Artenvielfalt. Ab Donnerstag startet eine Bilderserie über ihre faszinierenden Entdeckungen.
Von Wolfgang Huber

Überall summt und brummt es, kleine und große Insekten tummeln sich um die unzähligen Wildblumen, Kräuter und Sträucher, um sich an Pollen und Nektar zu laben. Die Vielfalt an Insektenarten ist enorm. Inmitten dieses kleinen Naturwunders schmiegt sich das Tiny-Haus von Geraldine Zimpfer in das Gelände. Das ist ihre Home Base, von wo aus sie die weiter Entwicklung ihres Insektenparadieses plant und vorantreibt.

Insekten auf der Frontscheibe

In diesen Zeiten des Insekten- und Artensterbens ist Geraldines Insektenoase nicht hoch genug einzuschätzen. Die Älteren erinnern sich an die Windschutzscheiben, die nach einer Autobahnfahrt zugepflastert waren mit toten Insekten. An den Tankstellen gab es kratzige Schwämme, um die Insektenüberreste zu entfernen. Wer heute mit dem Auto unterwegs ist, kann sich die Reinigung seiner Frontscheibe sparen, denn da finden sich schlicht keine Insektenüberreste mehr. Alleine bis 2017 ermittelten Forscher einen Rückgang der Fluginsekten-Biomasse um 76 Prozent.

Offenkundige Verschärfung

Die sogenannte Krefelder Studie ist aber auch schon ein paar Jahre alt. Subjektiv betrachtet hat sich die Zahl der Insekten von 2024 auf heute praktisch pulverisiert. Auf dem Balkon, wo einem im Sommer letzten Jahres noch zahlreich Hummeln, Wespen oder Bienen Gesellschaft leisteten, ist heute nichts mehr los. Die Party ist vorbei. Die Gründe dafür könnt ihr hier nachlesen: „Insektensterben in Deutschland“.

Diaphora menica Raupe Tagpfauenauge

Der Zimtbär als Raupe und das Tagpfauenauge. Fotos: Geraldine Zimpfer.

Lohnende Investition

Zurück zum Tiny-Haus: Diese praktische Behausung hat zwar erst einmal eine Stange Geld gekostet. Sie steht auf einem voll erschlossenen Pachtgrundstück, zusammen mit drei weiteren Tiny-Häusern. Aber bei einer monatlichen Pacht von 300 Euro für das Aufstellen der Mini-Häuser sind die fixen Wohnkosten überschaubar. Auf die Jahre gerechnet lassen sich so zig Tausende Euro sparen. Und es ist ein Eigenheim. Die Spanne in der Anschaffung reicht von 45.000 bis 180.000 Euro.

Wohnliche Alternative

Ausgestattet ist das Tiny-Haus mit allem, was man zum Wohnen und Leben braucht. Bad, Küche, Schlafloft und Wohnbereich bilden eine harmonische Einheit mit ausgeklügelten Stauraummöbeln, Wärmepumpe inklusive. „Vor ein paar Jahren war ich auf Wohnungssuche. Aufgrund der angespannten Situation auf dem Mietwohnungsmarkt habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob man überhaupt noch eine bezahlbare Wohnung finden kann“, schildert die Besitzerin die Ausgangslage.

Bekannt aus dem TV

Auch die Work-Life-Balance habe eine Rolle gespielt. Sie wollte nicht irgendwann nur noch für die steigende Miete arbeiten. Also ging es an die Suche nach einem Pachtgrundstück. Zwei konnte sie schon bald besichtigen, doch daraus wurde nichts. Zimpfer: „Es gab nur wenige Anbieter. Zwei konnten das Vorhaben nicht realisieren. Beim dritten Verpächter hat es dann gleich geklappt.“ Der anschließend für den Bau des Tiny-Hauses ausgewählte Unternehmer Christian Kienel war bereits aus TV-Dokus bekannt.

Naturgarten Blutweiderich

Geraldine Zimpfer will den perfekten Naturgarten entstehen lassen. Fotos: Geraldine Zimpfer

Der Tag der Anlieferung

Es folgten über zwei Jahre mit dem Bau – der sich durch zeitweisem Mangel an Baumaterialien mehrfach verzögerte -, langwierigen behördlichen Genehmigungsverfahren und der Bewerkstelligung der Wasser-, Abwasser- und Stromanschlüsse. Dann war es soweit. „Es war aufregend, als das fertige Tiny-Haus von einem Tieflader angeliefert wurde. Es waren ein versierter Traktorfahrer sowie viele helfende Hände nötig, um das Häuschen in die richtige Position zu bringen.“

Heimische Arten

Inzwischen lebt die stolze Hausbesitzern jetzt über ein Jahr auf dem Anwesen. Sie hat sich gut eingelebt. Das merkt man auch, wenn man die unmittelbare Umgebung außerhalb der vier Wände inspiziert. Damit wären wir wieder beim Naturgarten. Er besticht mit einer für seine kleinen Ausmaße enormen Artenvielfalt. Die Naturfreundin achtet darauf, dass sich keine Neophyten ansiedeln, die die heimischen Pflanzenarten verdrängen. Sie reißt sie kurzerhand aus, sobald sie einen davon entdeckt. Neophyten haben keinen Nutzen, nicht für den Mensch und nicht für die Insekten. So sind so ziemlich alle Pflanzen in der 200 Quadratmeter-Parzelle aus hiesigen Gefilden.

Mit der Kamera festgehalten

Es gibt keine sterilen Rasenflächen oder gar Schotter. Alles wächst wild durcheinander und wirkt dennoch wohl geordnet. Es ist die natürliche Entwicklung, die immer dann einsetzt, wenn der Mensch ihr den Raum gibt. Einige der Pflanzen werden auch in Töpfen groß gezogen. Die Farbenpracht ist umwerfend – vor allem jetzt im Sommer. Überall leuchtet es, genau so wie in den Augen Geraldines, wenn sie eines der teils seltenen Insekten mit der Kamera einfängt.

Gewöhnlicher Natternkopf Naturgarten Schafgarbe Naturgarten

Gewöhnlicher Natternkopf und Schafgarbe sind heimische Arten. Foto: Geraldine Zimpfer.

Vier Hummel-Arten

Es gibt fast alles, was die heimische Insektenwelt zu bieten hat. So hat sie nicht nur die vom Verschwinden gefährdeten Libellen, sondern auch Käfer, Heuschrecken oder Wildbienen in ihrem kleinen Idyll zu Gast. Sie hat auch vier verschiedene Hummel-Arten gesichtet und fotografiert. Von Zeit zu Zeit kommen auch Schmetterlinge vorbei, beispielsweise das Pfauenauge, um seine Eier auf Brennnesseln abzulegen. Nicht zuletzt fühlt sich auch das Taubenschwänzchen sichtlich wohl in dem Dschungel aus nahrhaften Pflanzen.

Die Qual der Wahl

Vom Taubenschwänzchen hat ein kleines Video aufgenommen, wie es von Blüte zu Blüte fliegt, ganz aufgeregt und hastig. Wie ein kleines Kind im Spielzeugladen, weiß es nicht, wo es sich niederlassen soll. Es ist die Qual der Wahl. Wahrscheinlich hat das kleine Fluginsekt, dass im Stehflug wie ein Kolibri seinen Rüssel in den Nektar tunkt, das aus seiner Sicht riesige Paradies gerade erst entdeckt.

Vielfältige Entwicklungspläne

Der Naturgarten ist noch ganz am Anfang. Und Geraldine hat noch einiges vor: Sie will einen kleinen Teich für Amphibien anlegen, weitere Hecken. Auch Magerbeet, Trockenmauer, Sandarium, Käferkeller und ein Totholzhaufen sind geplant. Auch ein Nest mit Blindschleichen und Feuchtbereiche befindet sich hinter dem Häuschen.

Serie über Insekten ab Morgen

Um euch jetzt, in der Endphase des durchwachsenen Sommers 2025, einen Einblick in die Artenvielfalt von Flora und Fauna im Insektenparadies von Geraldine zu gewähren, starten wir am Montag eine Serie mit Bildern von teilweise seltenen, heimischen Insekten mitsamt ihrer bevorzugten Blüten.

In Teil 1 unserer Serie über Insekten im Naturgarten von Geraldine stellen wir euch morgen den Braunrötlichen Spitzdeckenbock vor.

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